Interview mit Pascal Walter
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Detailreich, aber geradlinig. Modern mit klassischen Einflüssen. Verspielt maskulin und hochwertig.
Wolltest du schon immer Textil-Designer werden?
Tatsächlich wollte ich als Kind immer Architekt werden, was sich aber nach einem Schulpraktikum schnell erledigt hatte. Ich habe mich zwar sehr für Mode interessiert, dennoch war es mein Wunsch textile Produkte zu gestalten.
Was inspiriert dich?
Ich bin ein sehr visueller Mensch. Mich inspiriert somit alles, was ich sehe: Das kann das Blau des Himmels, ein Buch-Cover, Typografie oder Mode und natürlich Architektur sein.
Hast du einen eigenen Lieblingsentwurf (unabhängig von der Kollektion)?
Ich habe vor über 10 Jahren einen wunderbaren Bezugsstoff entwickelt, einen zeitlosen Klassiker, der heute noch verkauft wird. Mit diesem Stoff habe ich mein Sofa vor Jahren beziehen lassen. Ich schätze diesen Stoff sehr, weil er immer noch klasse aussieht. Außerdem gibt es eine Tapete aus Papierfäden, die ich entworfen habe. Auf diese bin ich sehr stolz, sie zählt zu meinen besten Entwürfen.
Deine persönlichen Stilhelden?
Tom Ford, Thomas Maier und Ralph Pucci.
Ein Designer, der die Welt verändert hat?
Der deutsche Designer Dieter Rams, der in vielerlei Hinsicht eine allgemeine Ästhetik geprägt hat, die wir heute unter Industrial Design verstehen. Ich empfehle den wunderbaren Film über ihn von Gary Hustwit.
Hast du einen Einrichtungstipp, der allgemein gültig ist?
„Buy less, choose well and make it last.“ Das ist ein Zitat von Vivien Westwood und passt hervorragend zum aktuellen Thema Nachhaltigkeit. Beim Einrichten sollte man sich auf seine Intuition verlassen und lieber in hochwertige Dinge investieren, die in gewisser Weise zeitlos sind. Auch bei mir Zuhause gibt es Einrichtungsgegenstände, die mich schon sehr lange begleiten und nach wie vor zu meiner Einrichtung und zu mir passen.
Alle Dekore und Farben auf einem Blick
Zur Kollektion:
Ist das deine erste Sonnenschutz-Kollektion?
Ich habe früher schon mal eine Outdoor-Kollektion entwickelt, die auch Funktionsstoffe enthielten. Die neue Kollektion ist allerdings eine Premiere: Sie ist meine erste reine Sonnenschutz Kollektion, in der Funktionalität, Materialität und Dessins gezielt auf das Thema ausgearbeitet sind.
Beschreibe die Kollektion in drei/eigenen Worten?
Überraschend anders, modern und doch elegant.
Warum sind die Zitronen eigentlich lila?
Ich hatte mir das Dessin ursprünglich nur in monochrom vorgestellt, was mir sehr modern erschien. Dann fing ich an, mit etwas mutigeren Multicolor-Varianten zu experimentieren.
Der Projektname war zu Beginn bereits „Garten Eden“ und dazu passend, wurde das Dessin in der Kolorierung immer fantastischer. Natürlich beginnt man oft mit authentischen Farben, die den Pflanzen entsprechen. Auf einmal kam mir in den Sinn, ein „Alice in Wonderland“-Kolorit zu versuchen und ich probierte allerhand Farbkombinationen aus. Somit sind die Zitronen dann lila geworden. Das passte auch sehr gut zum Thema „Super Natural“, denn sie wirken übernatürlich.
Was verbirgt sich hinter „Super Natural“?
Hinter Super Natural verbirgt sich im Grunde eine Weiterentwicklung des Greenery-Trends aus dem Jahr 2017. Seitdem erleben wir ein konstantes Comeback von Grüntönen und floralen Motiven. In der Farbenlehre ist Grün die Farbe der Mitte: Die Farbe wirkt harmonisierend, beruhigend, ohne dabei zu ermüden. In der medizinischen Farbtherapie gilt Grün als die Farbe, die den Rhythmus von Herz und Nieren ausbalanciert. Wir leben in einer digitalisierten, schnelllebigen Welt leben und sehnen uns genau nach diesem grünen Ausgleich. Deshalb umgeben wir uns so gerne mit Grüntönen und floralen Mustern.
Die Stoffe, die in meiner ersten reinen Sonnenschutz Kollektion verarbeitet worden sind, sind ebenfalls „ Super Natural“. Sie stammen aus der Greenscreen Sea-Tex™ Serie: Diese Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv die Verschmutzung der Ozeane zu reduzieren. Diese Gewebe werden aus recyceltem Plastik hergestellt, das aus den Ozeanen gefischt wurde. Die Verwendung dieser recycelten Garne trägt somit aktiv zum Umweltschutz bei und unterstreicht somit auch inhaltlich die Aussage des Themas SUPER NATURAL.
Passt diese Kollektion in den öffentlichen Raum?
Auf jeden Fall! Ich sehe ich viele Anwendungsmöglichkeiten für Hotels, SPAs und auch Büros, um Privatsphäre zu schaffen, den natürlichen Lichteinfall zu inszenieren und gleichzeitig den Raum zu gestalten.
Ist Sonnenschutz eher funktional oder ein Gestaltungselement?
Sonnenschutz ist in erster Linie immer funktional, das leitet sich schon vom Namen ab. Dennoch ist er gleichzeitig auch ein Gestaltungselement. Bei Kleidung ist es ganz genauso: Man kauft sich ja auch keine Bluse, nur weil man irgendwas anziehen muss. Man sucht sich doch auch immer etwas Schönes, Aktuelles und Passendes aus und gestaltet damit seine Erscheinung.
Was ist ein Trend?
Etwas, das wir als neu, interessant, relevant und begehrenswert empfinden. Dabei ist das „Empfinden“ ganz wichtig, denn ein Trend ist emotional, weckt Sehnsüchte und animiert zum Nachahmen oder Kauf. Oft sind Trends ja gar nicht neu, manchmal reicht es schon aus, wenn etwas nur neu interpretiert wird. Betrachtet man diese Interpretation dann im kulturellen Kontext, wirkt sie plötzlich überraschend anders.
Wie entsteht ein Trend? Wer steckt dahinter?
Oft werden Trends gesteuert, denn hinter einem Trend stecken ja häufig sogenannte Trendsetter. Das sind Menschen, die für ästhetische Strömungen und kulturelle Entwicklungen sensibel sind und diese frühzeitig für sich selbst oder ihre Arbeit nutzen. Für sie ist der Trend eine Bewegung, sie sehen in ihm etwas etwas Neues, Relevantes und Interessantes und identifizieren sich mit diesem. Das geschieht oft unabhängig vom aktuell vorherrschenden Geschmack und ist oft sogar gegenläufig. Es beginnt damit, dass eine kleine Gruppe sich parallel für dasselbe Thema interessiert, es publiziert und damit Aufmerksamkeit und Begehrlichkeit schafft. Wenn er sich darüber hinaus durchsetzt und einem größeren Publikum zugänglich wird, von dem er auch akzeptiert wird, entsteht ein Micro-Trend. Natürlich gibt es auch Mirco-Trends, die sich nicht durchsetzen, weil sie nicht genügend Zustimmung und Aufmerksamkeit bekommen. Wenn ein Trend global aufgegriffen wird, spricht man von einem Mega-Trend.